Aufbruch einer Ethnologin…

… erinnert mich an Bronislaw Malinowskis “Tagebuch im strikten Sinne des Wortes”. Dort schreibt er zu Beginn seiner Reise, wo er sich noch in Brisbane aufhielt und auf das Ablegen der Fähre nach Neuguinea wartete:

Am ersten September begann ein neuer Lebensabschnitt in meinem Leben: eine Expedition ganz allein in die Tropen. […] Ich erinnere mich an vormittägliche Besuche mit Pringsheim im Museum. Besuch  bei Burns Phelp; ein Besuch beim Goldschmied; eine Begegnung mit [A.R. Radcliffe-]Brown … Donnerstagabend ging ich zu Dr. Douglas um den Goldings Lebewohl zu sagen und Frau Golding einen Brief an Stas mitzgeben. Ich gab ihr Bücher zurück. Es war eine kalte, mondhelle Nacht. Während die Straßenbahn bergauf fuhr, sah ich die Vorstadt unten am Fuß des Hügels. Fürchtete mich zu erkälten. Ich machte einen Spaziergang mit der Schwester des Doktors, einer molligen Blonden. […] Starke Angst vor den Tropen; Grauen vor Hitze und Schwüle – so etwas wie panische Furcht, eine Hitze zu erleben, so schrecklich wie letzten Juni und Julis. Ich machte mir eine Arsen-Injektion, nachdem ich die Spritzen in der Küche sterilisiert hatte.

(aus: Malinowski, Bronislaw (2003): Ein Tagebuch im strikten Sinne des Wortes – Neuguinea 1914-1915. Frankfurt a. M.: Verlag Dietmar Klotz. S. 14-15.)

Ich warte auch auf den morgigen Abflug. Die Zeit bis dahin war gefüllt mit den letzten Erledigungen. Bücher abgeben. Leute treffen. Immer wieder noch ein “nochmal” erleben.

Nochmal abends ausgehen.

Nochmal tanzen gehen.

Nochmal durch die Gassen Tübingens schlendern.

Nochmal am Neckar sitzen. Musik auf die Ohren. Die Sonne ins Gesicht scheinen lassen.